Artikel: SMM
Das Unternehmen Urma AG hat sich in den letzten 15 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und sich den veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Im Interview zeigt der Inhaber und Geschäftsführer Urs W. Berner, wie die Herausforderungen gemeistert wurden. Urs W. Berner wird am SMM-Kongress referieren, wie sich das Unternehmen auf die zukünftigen Herausforderungen einstellt.
Die Urma AG, mit Sitz in Rupperswil, kommt ursprünglich aus dem Bereich der Ausdrehwerkzeuge. 2002 setzte das Unternehmen zusätzlich auf den Werkzeugmaschinenhandel (Schweizer Haas-Vertretung). 2007 schliesslich steigt das Unternehmen in die Reibahlenentwicklung und -herstellung ein. Grundsätzlich wie der Ausdrehsektor ist das Reibahlengeschäft ein Fertigungsverfahren im Bereich der anspruchsvollen und hochpräzisen Bohrungsbearbeitung.
Das Reibahlengeschäft ist für Urma, anders als die Ausdrehwerkzeuge und der Werkzeugmaschinenhandel, hochgradig international und Automotiv-geprägt. Gerade die Internationalisierung ist eine besondere Herausforderung für ein KMU. Rückblickend kann gesagt werden, dass die Urma AG alle Hürden ausgezeichnet gemeistert hat. Urs W. Berner, Inhaber und CEO des Unternehmens, wird am SMM-Kongress am 30. November in der Messe Luzern einen Blick in die Zukunft wagen und über die Rolle der Digitalisierung an der zukünftigen Unternehmensentwicklung referieren.
SMM: Die Urma AG kommt ursprünglich aus dem Bereich der Ausdrehwerkzeuge und hat sich in den letzten 15 Jahren erheblich gewandelt. Sie haben die Werkzeugmaschinenvertretung für Haas WZM übernommen und sind in die Reibahlenproduktion eingestiegen. Wie kam es zu diesen Schritten?
Urs W. Berner: Ausgelöst durch die Wirtschaftskrise 2002 mussten wir neue Geschäftsfelder entwickeln. Der Verkauf von Werkzeugmaschinen war eine der strategischen Optionen, die wir entsprechend umsetzten. Die Reibtechnologie war eine konsequente Weiterentwicklung der Ausdrehwerkzeug-Technologie (Einschneider vs. Mehrschneider).
Welche Herausforderungen hatten Sie als Werkzeughersteller zu bewältigen, als Urma das WZM-Handelsgeschäft integrierte und aufbaute?
U. Berner: Wir mussten für die Abteilung Werkzeugmaschinen alles neue Mitarbeiter rekrutieren. Der Maschinenhandel braucht sehr viel Kapital und ist ein zyklisches Geschäft.
Wie schätzen Sie das WZM-Segment aus heutiger Sicht ein, wo sehen Sie Synergien mit Ihrer Werkzeugherstellung und Ihrem Werkzeugvertrieb?
U. Berner: Synergien zwischen den Werkzeugen und den Werkzeugmaschinen entstehen vor allem bei den Ausrüstungen von Werkzeugmaschinen.
Mit den RX-Reibsystemen ist Urma mit einer patentierten Neuentwicklung an den Markt gegangen. Zuvor stellte Urma im Werkzeugbereich vornehmlich Ausdrehsysteme her.
Welche Rolle spielt das Reibahlengeschäft heute für Ihr Unternehmen?
U. Berner: Das Wachstum der Reibwerkzeuge ist grösser. Der globale Markt für diese ist um ein Vielfaches grösser.
Reiben ist ja alles andere als ein unkritisches Verfahren. Meist ist es der letzte Bearbeitungsschritt, der über Gut- oder Ausschussteil entscheidet. Das stellt enorme Anforderungen an eine gleichbleibende Qualität Ihrer Werkzeuge. Was bedeutet das für Ihre Produktionsprozesse?
U. Berner: Die Schleifmaschinen für die Herstellung der Reibwerkzeuge sind sehr exakt und es erfolgt eine Einzelstück-Kontrolle. Unsere Produktionsprozesse sind sehr ausgeklügelt und hoch automatisiert. Alle Mitarbeiter sind spezialisierte Polymechaniker.
Welche Rolle spielte für Ihren internationalen Erfolg die Partnerschaft mit der Paul Horn GmbH in Deutschland und Sumitomo in Japan für Ihr Reibahlengeschäft?
U. Berner: Paul Horn und Sumitomo sind ausgezeichnete OEM-Partner mit einer hervorragenden Marktpräsenz.
Wie bearbeiten Sie den wichtigen chinesischen Markt?
U. Berner: Seit mehreren Jahren wird der chinesische Markt mit unseren eigenen Mitarbeitern von der Tochterfirma Urma Shanghai betreut.
Ihr WZM-Handelsgeschäft ist 100 % national auf die Schweiz bezogen und im Gegensatz zum Werkzeuggeschäft ein Investitionsgeschäft. Wie entwickelte sich das Geschäftsumfeld generell und insbesondere in den letzten drei Jahren?
U. Berner: Der Markt für Werkzeugmaschinen in der Schweiz war seit Anfang 2015 sehr schwach. Die Aufwertung des Schweizer Frankens hat den heimischen Produzenten stark zugesetzt und es wurde deshalb nur noch das Nötigste investiert. Seit diesem Sommer hat sich der Markt wieder belebt.
Welche Perspektiven und Herausforderungen sehen Sie für die Urma AG in den kommenden Jahren?
U. Berner: Wir werden bei den Präzisionswerkzeugen im Exportbereich mit vielen neuen und innovativen Produkten weiter wachsen. Die schleichende Deindustrialisierung in der Schweiz lässt ein grosses Wachstum beim Werkzeugmaschinenverkauf nicht zu.